Meine Erfahrung mit dem Flaschenzug

(Autor unbekannt)

 

 

Hinweis: Zum Vortragen Verband o. a. ärztliche Notversorgung anlegen; Betonung: wenig akzentuiert und einfach. Vorspann kann beliebig gewählt werden!

 

Als ich am Gebäude ankam, sah ich, dass der Wind eine Anzahl Ziegel vom Dach getragen hatte. Ich habe deshalb einen Balken und einen Flaschenzug angebracht, um damit zwei Kisten Ziegel auf das Dach zu hieven. Als ich den Schaden beseitigt hatte, blieb eine Anzahl Ziegel übrig. Ich zog also die leere Kiste noch einmal auf das Dach und knotete den Strick unten fest. Dann stieg ich durch die Luke erneut auf das Dach und füllte die Kiste mit den übrigen Ziegeln. Als ich das getan hatte, ging ich hinunter und löste den Knoten. Unglücklicherweise war aber die Kiste voller Ziegel nun schwerer als ich und bevor ich begriff, was vorging, kam die Kiste herunter und ich schwebte hoch. Ich klammerte mich fest an den Strick. Auf halben Wege begegnete ich der Kiste und musste einen unsanften Stoß gegen die Schulter einstecken. Infolge der zunehmenden Geschwindigkeit, kam ich ziemlich schnell oben an und stieß mit dem Kopf mit voller Gewalt gegen den Balken, während mir der Flaschenzug die Finger quetschte. Im selben Augenblick kam die Kiste unten an. Aber aufgrund der hohen Geschwindigkeit, schlug sie so heftig auf, dass der Boden heraussprang und die Ziegel überall herumflogen. Da ich selbst aber nun viel schwerer war als die leere Kiste, sauste ich wieder nach unten. Die leere Kiste begegnete mir unterwegs und ritzte mir das ganze rechte Bein auf. Als ich unten ankam, fiel ich in die Ziegel und bekam durch die scharfen Kanten etliche Schnittwunden. Offenbar verlor ich dadurch die Geistesgegenwart, denn ich ließ den Strick los. Das Ergebnis davon war, dass mir die leere Kiste auf den Kopf fiel. Seit dem liege ich nun im Krankenhaus.

 

 

„Ungeplantes Handeln“

 

Brief an die SUVA Ein Dachdecker und die Tücken seines Handwerkes – eine ausführlichere Variante von Heinz-Enrique Frauchiger aus E-03730 Jávea-Alicante – Spanien. Danke!

 

„Sehr geehrte Damen und Herren In Beantwortung Ihrer Bitte um zusätzliche Informationen möchte ich Ihnen folgendes mitteilen: Bei Frage 3 des Unfallberichtes habe ich „ungeplantes Handeln“ als Ursache meines Unfalles angegeben. Sie baten mich, dies genauer zu beschreiben, was ich hiermit tun möchte.

 

Ich bin von Beruf Dachdecker. Am Tag des Unfalles arbeitete ich allein auf dem Dach eines sechsstöckigen Neubaus. Als ich mit meiner Arbeit fertig war, hatte ich etwa 250 Kg Ziegel übrig. Da ich sie nicht die Treppe hinunter tragen wollte, entschied ich mich dafür, sie in einer Tonne an der Außenseite des Gebäudes hinunter zu lassen, die an einem Seil befestigt war, das über eine Rolle lief. Ich band also das Seil unten auf der Erde fest, ging auf das Dach und belud die Tonne. Dann ging ich wieder nach unten und band das Seil los. Ich hielt es fest, um die 250 Kg Ziegel langsam herunter zu lassen.

 

Wenn Sie in Frage 11 des Unfallbericht-Formulars nachlesen, werden Sie feststellen, dass mein damaliges Körpergewicht etwa 75 Kg betrug. Da ich sehr überrascht war, als ich plötzlich den Boden unter den Füssen verlor und aufwärts gezogen wurde, verlor ich meine Geistesgegenwart und vergaß, das Seil los zu lassen. Ich glaube, ich muss hier nicht sagen, dass ich mit immer größerer Geschwindigkeit am Gebäude hinauf gezogen wurde. Etwa im Bereich des dritten Stockes traf ich die Tonne, die von oben kam. Dies erklärt den Schädelbruch und das gebrochene Schlüsselbein. Nur geringfügig abgebremst, setzte ich meinen Aufstieg fort und hielt nicht an, bevor die Finger meiner Hand mit den vorderen Fingergliedern in die Rolle gequetscht waren. Glücklicherweise behielt ich meine Geistesgegenwart und hielt mich trotz des Schmerzes mit aller Kraft am Seil fest. Jedoch schlug die Tonne etwa zur gleichen Zeit unten auf dem Boden auf, und der Tonnenboden sprang aus der Tonne heraus. Ohne das Gewicht der Ziegel wog die Tonne nun etwa 25 Kg. Ich beziehe mich an dieser Stelle wieder auf mein in Frage 11 angegebenes Körpergewicht von 75 Kg. Wie Sie sich vorstellen können, begann ich nun einen schnellen Abstieg. In der Höhe des dritten Stockes traf ich wieder auf die von unten kommende Tonne. Daraus ergaben sich die beiden gebrochenen Knöchel und die Abschürfungen an meinen Beinen und meinem Unterleib. Der Zusammenstoss mit der Tonne verzögerte meinen Fall, so dass meine Verletzungen beim Aufprall auf dem Ziegelhaufen gering ausfielen und so brach ich mir nur drei Wirbel. Ich bedaure es jedoch unendlich, Ihnen miteilen zu müssen, dass ich, als ich da auf dem Ziegelhaufen lag und die leere Tonne sechs Stockswerke über mir sah, nochmals meine Geistesgegenwart verlor! Ich ließ das Seil los, womit die Tonne diesmal ungebremst herunter kam, mir drei Zähne ausschlug und das Nasenbein brach. Ich bedaure den Zwischenfall sehr und hoffe, Ihnen mit meinen präzisen Angaben dienen zu können.

 

Für genauere Auskünfte bitte ich Sie, mich anzurufen, da es mir manchmal schwer fällt, mich schriftlich auszudrücken. Mit freundlichen Grüssen Ihr Dachdeckermeister“

 

 

PS: Mein Chef, das möchte ich Ihnen noch mitteilen, will mich nicht mehr sehen – ich weiß nicht genau, warum. Sie vielleicht? Deshalb bin ich nun auf der Suche nach einer neuen Arbeit. Sollten Sie passende Stellen für mich haben, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Vielleicht brauchen Sie ja jemanden, der Ihre Post öffnet? Das wäre eine Tätigkeit, die ich im Halbliegen erledigen könnte. Und das sollte auch trotz der gequetschten Finger möglich sein. Also, wie sieht es aus, brauchen Sie jemanden?

 

 

 

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Quelle: www.unterhaltungsspiele.com