Harald Nielsen - "Mein Leben"

(Autor unbekannt)

 

 

Eigentlich wollte ich heute gar nicht kommen. Ich habe mich über mich so geärgert, dass ich mich habe sitzen gelassen und bin gegangen. Unterwegs habe ich nochmals angerufen, aber da war ich nicht mehr da.

Als ich vor 30 Jahren geboren wurde, war ich noch sehr jung. Meine Eltern waren gerade nicht zu Hause. Sie waren auf dem Feld, Kartoffeln holen. Es war nicht unser Feld, aber wir holten dort immer unsere Kartoffeln. - Jetzt ist mein Vater im Gefängnis, wegen seines Glaubens. Er glaubte, seine Miete nicht bezahlen zu brauchen. Ich war nicht alle Kinder, die wir hatten, wir waren zu Hause 20 Geschwister, 10 Jungs, 9 Mädchen und ein Blindgänger. Wir schliefen alle in einem Zimmer mit Gasmaske. Das Handtuch stand hinter der Tür. - Da war nur ein Bett, so war es mit dem Schlafen meist sehr schwierig. Das 1. Kind wurde ins Bett gelegt und wenn es eingeschlafen war, wieder herausgenommen und an die Wand gestellt. Dann kam das nächste an die Reihe. Nur mit dem Wecken war es sehr schlecht. Ich bin mal 10 Tage stehen geblieben, und es ist gar nicht aufgefallen.

Wir waren eine sehr musikalische Familie. Meine Mutter nähte auf einer "Singer-Nähmaschine". Mein Vater war Pianoträger bei Unions-Transport und sitzt jetzt in Sing-Sing. Einer meiner Brüder war Sänger, er sank immer tiefer, jetzt brummt er schon 2 Jahre. Am musikalischsten aber war meine kleine Schwester, sie ging schon bei der Geburt flöten. Wir waren auch eine sehr intelligente Familie. Einer meiner Brüder ist auf der Universität Heidelberg, er steht dort in Spiritus, weil er 2 Köpfe hat. Ein weiterer Bruder ist Verwandlungskünstler, der geht in einem alten Mantel ins Café und kommt mit einem neuen wieder heraus. Ein anderer wiederum ist Klempner, was er am Tage klemmt, wird abends verlötet.

Wir Jungen hießen alle Emil, bis auf Fritz, der hieß Paul. Meine Schwestern waren alle sehr dünn, die eine musste immer zweimal ins Zimmer kommen, damit man sie überhaupt sah. Eine hat jetzt Zwillinge bekommen, die sehen sich sehr ähnlich, besonders der eine.

Als ich 6 Jahre alt war, kam ich in die Schule. Ich war immer der Liebling meiner Lehrer. Verschiedene Klassen durfte ich sogar zweimal besuchen. Einmal wurde ich in der Biologiestunde gefragt: "Welchen Beruf hatte Goethe im Faust?" Ich sagte: "Damenschneider!" - "Warum?" fragte der Lehrer wieder. "Ja," sagte ich, "als er ins Zimmer Gretchens trat rief er, hier möchte ich säumen."

Ein andermal in der Rechenstunde: "Wenn ich beim Fleischer 15,- DM Schulden habe, beim Bäcker ebenfalls 15,- DM und beim Kaufmann 120,- DM, wie viel habe ich zusammen?" - "Das weiß ich nicht, denn da ziehen wir meistens um."

Brachten wir gute Zeugnisse nach Hause, gab es einen Groschen für die Sparbüchse. Bekamen wir schlechte Zeugnisse, gab es mit dem Ausklopfer haue. War die Sparbüchse voll, wurde ein neuer Ausklopfer gekauft.

Später kam ich zu einem Schmied in die Lehre. Er gab mir einen Hammer in die Hand und sagte: "Wenn ich mit dem Kopf nicke, dann schlage zu." Er nickte nie wieder.

Dann wurde ich Vertreter. Mein Chef war sehr neugierig und fragte mich, was ich den vorher war. Ich sagte ihm, ich habe den Ölsardinen die Augen zugedrückt, bevor sie in die Büchse kamen. Das glaubte er mir nicht. Und außerdem fiel ihm auf, dass ich eine sehr langsame Aussprache hätte und fragte mich, ob ich überhaupt etwas schnell könnte und ich antwortete: "Ja, ich werde schnell müde."

Und das ist bis heute geblieben!

 

D a s   w a r   m e i n   L e b e n   ! ! ! ! ! !

 

 

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Quelle: www.unterhaltungsspiele.com