Die alte deutsche Eiche

 (Autor unbekannt)

 

 

Es ist der besondere Reiz der Groteske, wenn die Spieler den Text noch gar nicht genau kennen und also aus "aus erster Hand" spielen.

Der Spielleiter sollte nach der Rollenverteilung einen Wäschekorb mit allen möglichen Kleiderkram heranschleppen. Aus diesen - aber nur aus diesen - richten sich die Spieler ihr Kostüm. Dies allein ergibt schon viel Spaß.

Im Anschluss beginnt der Spielleiter die Geschichte zu erzählen. Die Aufgabe der Akteure ist, ihre Handlung so auszuführen, wie der Spielleiter sie gerade verlesen hat. Wie dies nun genau aussehen soll, obliegt ganz den Spielern...

 

Personen:

 

Eine Glocke; der Vorhang;

Der König, die Königin;

Der Diener, die Zofe;

Die Prinzessin Tusnelda; der Prinz Konrad, der Ritter Kuno;

Die alte deutsche Eiche, das Gebüsch, die Weiden;

Der Mond, der Wind, das Wildschwein

 

Die Rollen können meist auch mehrfach besetzt werden, so dass die gesamte Gruppe mitwirken kann!

 

 

1. Akt

 

Die Glocke läutet zum ersten Mal, zum 2. Mal, zum 3. Mal.

Der Vorhang öffnet sich.

Der Diener richtet das Gemach für König und Königin her und geht.

Der König betritt den Raum, gefolgt von seinem Diener. Er nimmt majestätisch auf seinem Thron platz und der Diener stellt sich dahinter. Erhobenen Hauptes folgt die Königin und ihre Zofe. Sie setzt sich neben ihren Gemahl, die Zofe stellt sich dahinter.

Angeregt unterhalten sie sich über die Zukunft ihrer Tochter Tusnelda. Sie beschließen die baldige Hochzeit ihrer Tochter mit dem Jungen Prinzen des Nachbarlandes. Nach diesem Entschluss rufen sie ihre Tochter zu sich. Aufgeregt betritt Tusnelda den Raum. Vor Neugier hüpft sie von einem Bein auf das andere. Der König erhebt sich langsam und teilt ihr würdevoll den soeben gefassten Entschluss mit. Vor Freude jauchzt Tusnelda, klatscht in die Hände und verlässt mit einem Luftsprung den Raum. Kurz danach verlassen auch König und Königin ihr Gemach, gefolgt von ihren Dienern.

Der Vorhang schließt sich.

 

 

2. Akt

 

Die Glocke läutet zum ersten Mal, zum 2. Mal, zum 3. Mal.

Der Vorhang öffnet sich.

Mitten im Wald steht eine alte deutsche Eiche. Links und rechts von ihr stehen Weiden. Vor ihr befindet sich Gebüsch. Der Wind pfeift. Die alte deutsche Eiche knarrt. Die Weiden wiegen sich im Wind. Der Mond geht hinter allem auf. Grunzend und schnaufend kommt das Wildschwein aus dem Gebüsch und scharrt sich an der alten deutschen Eiche. Es verschwindet wieder im Gebüsch.

Zornig betritt Ritter Kuno den Wald. Seit Jahren schon ist er in Tusnelda verliebt. Heute hat er von der baldigen Hochzeit Tusneldas mit dem Prinzen Konrad gehört und schmiedet einen Racheplan. In seinem Hirn arbeiten die Gedanken. Er wird Tusnelda entführen. Mit sich selbst zufrieden, klopft er sich auf seine Heldenbrust und verschwindet siegessicher im Gebüsch.

Mit glücklichem Lächeln vor sich hinträllernd kommt Tusnelda in den Wald. Immer und immer wieder flüstert sie den Namen des geliebten Prinz Konrad vor sich hin. Sie freut sich auf die Hochzeit. Ritter Kuno hat Tusnelda entdeckt und sich hinter der alten deutschen Eiche versteckt. Plötzlich und unerwartet springt er hervor, fasst Tusnelda und schleppt sie hinter die alte deutsche Eiche. Tusnelda schreit und schlägt um sich, aber es nützt nichts, niemand hört sie. Dann wird es totenstill im Wald. Der Wind heult gespenstisch. Das Wildschwein kommt aus dem Gebüsch. Der Mond geht hinter der alten deutschen Eiche unter.

Der Vorhang schließt sich.

 

 

3. Akt

 

Die Glocke läutet zum ersten Mal, zum 2. Mal, zum 3. Mal.

Der Vorhang öffnet sich.

König und Königin betreten aufgeregt ihr Gemach, gefolgt von Diener und Zofe. Sie nehmen auf ihrem Thron platz. Ihre Tochter Tusnelda ist vor drei Stunden in den Wald gegangen und ist bis jetzt noch nicht zurückgekommen. Noch nie ist sie ohne elterliche Aufsicht so lange außer Haus gewesen. Voller sorge schluchzt die Königin vor sich hin. In seiner Not ruft das Königspaar seinen zukünftigen Schwiegersohn. Kurze Zeit darauf trifft Prinz Konrad im Schloss ein. Eifrig beraten die drei, was nun geschehen soll. Prinz Konrad verspricht, Tusnelda zu suchen und zu finden und verlässt voller Zuversicht das Schloss. Etwas beruhigt geht nun auch das Königspaar.

Der Vorhang fällt.

 

 

4. Akt

 

Die Glocke läutet zum ersten Mal, zum 2. Mal, zum 3. Mal.

Der Vorhang öffnet sich.

Im Wald steht die alte deutsche Eiche, daneben Weiden und Gebüsch. Der Wind pfeift. Die alte deutsche Eiche knarrt. Das Wildschwein kommt aus dem Gebüsch, scharrt sich an der alten deutschen Eiche und kehrt wieder ins Gebüsch zurück. Der Mond geht hinter der alten deutschen Eiche auf. Mit eilendem Schritt betritt Prinz Konrad den Wald. Aufmerksam blickt er um sich. Da, was war das? Ein leises Wimmern drang an sein Ohr. Mit einem Satz ist er hinter der alten deutschen Eiche, hinter der er Ritter Kuno und auch seine Tusnelda entdeckt. Doch auch Ritter Kuno hat den Rivalen entdeckt. Er springt hervor, ein erbitterter Kampf beginnt. Die beiden wälzen sich zu Boden. Prinz Konrad, schon fast aussichtslos unterlegen, holt zum entscheidenden Schlag aus. Er schlägt zu, Ritter Kuno bleibt besinnungslos liegen. Tusnelda ist einer Ohnmacht nahe. Sie wirft sich in die Arme ihres geliebten Prinzen Konrad. Dieser nimmt sie sogleich auf seine Arme. Geborgen lehnt sie ihren Kopf an seine Schulter und so eng umschlungen eilen sie heim ins väterliche Schloss. Auch Ritter Kuno schleppt sich mühsam davon. Wieder ist es still im Wald. Nur der Wind heult. Die Weiden wiegen sich im Wind. Die alte deutsche Eiche knarrt. Das Wildschwein kommt und scharrt sich an der Eiche. Es verschwindet aber sofort wieder. Der Mond geht hinter der alten deutschen Eiche unter.

Der Vorhang schließt sich.

 

 

5. Akt

 

Die Glocke läutet zum ersten Mal, zum 2. Mal, zum 3. Mal.

Der Vorhang öffnet sich.

Immer noch weinend  und schluchzend sitzt das Königspaar auf seinem Sessel. Noch immer wissen sie nicht, was mit ihrer Tochter geschehen ist. Auch der Diener und die Zofe sind tief berührt von dem Geschehen. Plötzlich wird die Tür aufgerissen, im Saal erscheint das frisch verliebte Paar. Voller Freude springen König und Königin auf. Sie eilen auf das Paar zu, welches ihnen kurz erzählt, was geschehen war. Glückstrahlend über den Ausgang der Sache umarmt der König seine Tochter. Die Königin umarmt ihren Schwiegersohn. Der König umarmt jetzt ebenfalls den Prinzen, Tusnelda wirft sich in die Arme ihrer Mutter. Ebenso glücklich umarmen sich der Diener und die Zofe. Und natürlich fallen sich Tusnelda und Konrad noch einmal in die Arme und geben sich den Verlobungskuss.

Der Vorhang schließt sich zum letzten Mal.

 

 

zurück

 

Quelle: www.unterhaltungsspiele.com